Der sinnhafte Aufbau der gebauten Welt
Émile Durkheim zufolge besteht die »erste und grundlegendste Regel« soziologischen Denkens darin, die sozialen Tatsachen »wie Dinge zu betrachten«. Was aber passiert, wenn man diese Perspektive umdreht und die (gebauten) Dinge als soziale Tatsachen begreift?
Die hier entwickelte wissenssoziologische Architekturtheorie schließt an die Argumentation an, die Peter L. Berger und Thomas Luckmann 1966 in »The Social Construction of Reality« entwickelt haben. Laut Berger und Luckmann basiert die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit auf einem dialektischen Zusammenspiel von Externalisierung, Objektivation und Internalisierung. Sie zeigen, dass die Wirklichkeit, in der wir leben, eine ist, die erstens in interaktiven Handlungen hervorgebracht wird, dass uns diese Wirklichkeit zweitens als Tatsache – und damit im Durkheim’schen Sinne »dinghaft« – gegenüber steht und dass wir sie drittens in unser subjektives Bewusstsein übernehmen müssen, um überhaupt ein Teil dieser Wirklichkeit zu werden. Während sich Berger und Luckmann auf die Untersuchung der immateriellen Aspekte dieses Prozesses konzentrieren, zeigt die hier entwickelte wissenssoziologische Architekturtheorie, welche Rolle »materielle Objektivationen« – und im speziellen Gebäude – dabei spielen.
Habilitationsprojekt: 10/2007–04/2013